Der Krieg und die Lebensmittelkarten

von Werner

Es wurden während des Krieges schon früh die Lebensmittelkarten eingeführt. Eine jede Person hatte eine solche Karte, wo eine bestimmte Anzahl von Punkten für verschiedene Lebensmittel darauf war und bei jedem Einkauf wurde die entsprechende Zahl der gekauften Sachen mit der Schere abgeschnitten.

Bei einem Essen in einem Wirtshaus musste man auch Punkte von der Lebensmittelkarte hergeben. Es gab wohl auch Essen in Wirtshaus ohne Essenspunkte, aber da war außer Kartoffel und Kraut nicht viel dabei.

Bei einer Hausschlachtung eines Schweines kam ein Gemeindebediensteter um das Schwein zu wiegen und es wurden je nach Anzahl der Familienangehörigen und dem Gewicht des geschlachteten Schweines entsprechend viel Fleischpunkte von der Lebensmittelkarte abgezogen. Ein zweiter Beauftragter der Gemeinde kam um mit einem Gerät nach Trichinen zu suchen.

Es hat sich zugetragen, dass ein Schwein über die Gasse verkauft wurde und beim Transport mit dem Schubkarren eine Frau fragte wie viel dieses schöne Schwein denn wiege, wozu der Arbeiter der den Schubkarren fuhr das tatsächliche Gewicht nannte. Die Frau forschte nach wie viel im amtlichen Bescheid eingetragen war und nachdem die Gewichtszahlen ziemlich unterschiedlich waren, kam es zu einer Anzeige und der amtliche Wieger wurde mit jahrelangem Arrest bestraft.
Der Bürgermeister der angeblich die Anweisung gab, dass das Wiegen nicht zu genau genommen werden muss, kam mit einer hohen Geldstrafe davon, wurde aber von seinem Amt als Bürgermeister enthoben. Als Bürgermeister folgte unser Vater nach.

Bei den Kleiderkarten war es ähnlich wie bei Lebensmitteln, es gab auch jährlich einen Schuhschein für Lederschuhe. Schuhe mit Holzsohle bekam man ohne Schuhschein zu kaufen. Ab achtzehn Jahre hatte man auch eine Raucherkarte auch die Frauen so wie die Männer.

Quelle: Michael Pschaiden