Aundredl und die gestohlene Gans

von Werner

In der Nachkriegszeit waren noch viele Menschen in der Landwirtschaft tätig. So auch Andreas Hiermann, der nur als “Aundredl” bekannt war und als Knecht auf einem Bauernhof in der Unteren Hauptstraße arbeitete.

Dadurch hatte er oft mit Tieren zu tun und verbrachte viel Zeit auf der Weide. Er liebte alle Viecherl, teilte mit den Hühnern sein Brot und redete oft mit seinen Gänsen über Gott und die Welt.

Immer unterwegs mit Hemd und der “Glotthosn” (schwarze kurze Baumwollhose) brachte er die laut schnatternde Gänseschar auf die Weide.

Eines Tages war die Aufregung groß, weil bei der Heimkehr der Gänserich fehlte. Alle Suchaktionen blieben erfolglos, der Ganter war verschwunden.

Der traurige “Aundredl” erzählte überall und jedem den Verlust seines “Gaunausas” (Ganter). Hintaus, (parallel zur Hauptstraße) erzählte er mit seiner hohen und lautstarken Stimme wieder einmal seine Geschichte und wurde auf einmal von einem noch lauteren Gänseschrei unterbrochen.

Sofort erkannte “Aundredl” die Hilferufe seines Gänserichs, genauso wie zuvor das kluge Tier die Stimme seines Herren erkennen konnte.

Der Gänserich war in einem nahen Hof eingesperrt und musste zurückgegeben werden.

Seit diesem Vorfall, so erzählt man, wurde in Zurndorf nie wieder eine Gans gestohlen.

Rudolf Suchy, 9.März 2021