Mähdrescher in Zurndorf

von Werner

In den ersten Nachkriegsjahren haben die Amerikaner auch in die Russenzone mindere Lebensmittel geliefert, diese wurden verkauft. lch erinnere mich an Dörrgemüse, Bohnen die sehr wurmig waren und Dosen mit Heringen, die waren sehr salzig.

Später lieferten sie auch Traktoren, wovon auch in Zurndorf einer war, bei Nitschinger Lorenz. Es waren ältere dreirädrige Modelle. Das nannte man damals die UNRA-Hilfe, man sprach vom Marshall-Plan.

Während der Besatzungszeit haben die Russen im ganzen Gebiet in Abständen von einigen Kilometern Öl-Versuchsbohrungen durchgeführt. Auf unserem Mitterlust war auch so ein Bohrturm aufgestellt. Im Jahre 1945 hatten wir keine Kuh, da habe ich in Nickelsdorf eine Ziege gekauft. Dadurch hatten wir unsere tägliche Milch im Haus. Wir hatten ja zwei Kleinkinder, Willi und Erwin, denn die Lina wohnte mit ihrer Familie bei uns. Wir haben zwei Kleinkälber auf Futter genommen, eines von Kellermann Johann und eines von Niedermeyer Martin. Die Kälber hatten wir solange ohne Nutzen als nachher mit Nutzen. So konnten wir von jedem Kalb das nach drei Jahren zur Kuh wurde je drei Kälber abzüchten. Die Kuh vom Kellermann hatte eine gute Milchleistung, daher hatten wir die Kuh nicht zurückgegeben sondern gekauft. Ihre Nachkommen konnten wir in der Milchleistung derart steigern, sodass ich Mitglied des Fleckviehzuchtverbandes wurde. Mit einer Kuh erreichte ich die Jahresmilchleistung von 7500 Liter. Zum Verkauf von Zuchttieren kam es leider nicht, denn dazu fehlte mir der langjährige Stammbaum.

Die Gemeinde hatte im Gemeindestall (heute Bauhof) immer drei bis vier Zuchtstiere und zwei Eber sowie einen Ziegenbock, denn es waren ja in jedem Bauernhaus Rinder und Schweine. Die Arbeiter hatten meist Ziegen. Als ich intensiver mit der Schweinezucht begann, bin ich bald auf künstliche Befruchtung umgestiegen, denn die örtlichen Züchter mit ein oder zwei Zuchtsauen wollten nach dem alten Stil Schweine mit dickem Speck und hoher Schmalzleistung, weil diese ihre Ferkel oder gemästeten Schweine die sie nicht selbst schlachteten meist an Haushalte verkauften. Wir haben unsere Schweine partienweise verkauft und an Händler Schweine mit großen Schinken und dickem mageren Karree, was sich im Preis auswirkte.

Im Spätherbst 1957 bekamen wir mit drei Mitbesitzern den ersten Mähdrescher, einen Lanz MD 260 mit Absackung und Strohpresse. Die Mitbesitzer waren Pamer Andreas und Martin, Pamer Andreas jun. und Zimmermann Johann. Auf dem Mähdrescher saß der Fahrer frei neben dem Motor, wo der Kühlerwind, welcher zuvor über den Motor strich, meisten Siedetemperatur hatte, weil der Kühler vom Dreschersieb auch Spreu und Staub ansaugte und meistens verlegt war.

Der Staub vom Einzug zog sich bei ungünstigem Wind auch zum darübersitzenden Fahrer hinauf. Der Sackler hatte bei ungünstigem Wind auch seine Qualen zu erleiden. Auf dem eintägigen Einschulungskurs erklärte der Instruktor: „Beim Mähdreschen muss es so stauben, dass der Sackler den Fahrer nicht sieht und der Fahrer den Sackler. Dann ist die richtige Druschzeit. Obwohl wir große Belastung auf uns nehmen mussten, denn das Getreide hatte man damals zum Großteil zum Füttern nach Hause geführt und am Dachboden gelagert. Zu diesem Zweck hatten wir ein Körnergebläse, das das Getreide hinauf blies. Trotzdem sind wir uns im Vergleich zu früher gut vorgekommen. Wir haben 17 Ernten mit dieser Maschine getätigt, dann haben wir uns zu zweit mit Zimmermann Johann einen John Deere Mähdrescher mit 3 Meter Schnittbreite und Korntank ohne Strohpresse gekauft. Für das Stroh hatte man damals schon Hochdruckpressen mit Kleinballen. Kabine hatte zu dieser Zeit noch kein Mähdrescher.

Quelle: Michael Pschaiden