Würstel statt Ringelspiel

von Werner

An einem Kirtag gab es neben einer Schaukel auch ein Ringelspiel, das musste man händisch antreiben. Es haben vier oder fünf Buben, die oben im Kreis gingen angetrieben, wobei einer abwechselnd auf einem Sessel mitfahren durfte.

Mit uns war mit in der Partie der Wagesreiter Karli, er war Jahrgang 1926, also um drei Jahre älter als ich. Dessen Vater hatte neben dem Kriegerdenkmal ein Häuschen mit der Aufschrift "Lebensmittel Tabak", dieser verkaufte am Kirtag beim Fenster Würstel.

Der Karli sagte: "Lasst mich anstatt euch fahren, ich bringe euch zur Jause Würstel mit Senf." Wir hatten alle zu Hause immer zu Essen genug, am Kirtag sogar Fleisch, aber Frankfurter oder Debreziner kannte ich nur vom Sehen und genauso auch Senf.

Wir haben getrieben und der Karli ist gefahren, schließlich haben wir ihn dazu gedrängt, dass er endlich zu seinem Vater geht um Würstel für uns. Sein Vater hat ihm natürlich Würstel gegeben, aber nur für ihn und nicht für alle. So hat der Karl sein Würstchen in den Senf eingetaucht und ein jeder durfte ein Stückchen abbeißen, nicht ohne dass der Karl seinen Finger draufgehalten hat, um die Größe des Bisses zu bestimmen.

Noch heute wenn ich Estragon-Senf in den Mund nehme erinnere ich mich an dieses erste Mal.

Quelle: Michael Pschaiden