Michael Pschaiden - Die Schulzeit 2

von Werner

In der zweiten Klasse hatten wir einen jungen Lehrer von unserem Nachbarn Meixner der Sohn Karl, später Schuldirektor von Gols. Es war damals noch so, dass ein Lehrer der ja von der Kirchengemeinde aufgenommen wurde, die Fähigkeit haben musste, den Orgeldienst zu übernehmen.

Um sich im Orgelspielen zu üben brauchte er einige Schüler um die Orgel zu treten. Dazu lud er sich an einem schulfreien Nachmittag vier der größeren Schüler ein. Der Unterricht war damals sowohl Vormittag als auch am Nachmittag, außer Donnerstag. Wenn wir das Orgeltreten abwechselnd gemacht hätten (zB Zwei und Zwei) wäre es sich schön ausgegangen, dass Zwei immer rasten könnten. Aber es stellten sich die zwei Größeren zum Treten mit einem Fuß an. Der Dritte kniete sich hin und langte mit beiden Händen auf das Pedal, während ich, der jüngste und kleinste, der als Dezembergeborener mit meinem Jahrgang in die Klasse ging, mich auch dazu kniete, aber nur mit einer Hand Platz hatte.

Als der Lehrer aufhörte zu orgeln gab er uns zwanzig Groschen zum teilen. Das war für die damaligen Verhältnisse durchaus angemessen. Wir gingen zur Gemischtwarenhandlung Waldhauser, dort wo heute die RAIKA ist, wo die zwei größeren hinein gingen um zu wechseln. Als sie heraus kamen, war die Teilung: der Nicko Hans, der ein geborener 28er war und der Wendelin Walter nahmen sich für ihren Teil je sieben Groschen, der Meixner Adam der mit zwei Händen arbeitete bekam vier Groschen und ich als einhändiger Arbeiter bekam den Rest von zwei Groschen.

Während die zwei Großen hineingingen um saure Zuckerl zu kaufen, die Greißler hatten damals auf dem Verkaufspult einige hohe Gläser stehen, wovon sie die gewünschten Zuckerl in ein aus einem Blatt Papier zusammengedrehten Stanizel einfüllten, habe ich zum Adam gesagt: „Kaufen wir die Zuckerl gemeinsam und teilen sich diese, denn was will ich mit meinen zwei Groschen.“ „Ja“ sagte dieser „aber wir gehen zum anderen Kaufmann, zum Kores.“ - Das war der Nachbar vom Meixner - „denn dort bekommen wir mehr für unser Geld.“ Es hat sich auch ausgezahlt.

Am Sonntag darauf setzte sich der Walter in der Kirche neben mich und drückte mir ein zwei Groschenstück in die Hand und sagte: „Der Vater hat gesagt, das muss ich dir geben. Jetzt bin ich euch nichts mehr schuldig. Jetzt habt ihr vom Nicko jeder einen Groschen zu kriegen.“

Als der Herr Baumeister in späteren Jahren mit einer Rechnung zu mir kam, sagte ich nachdem ich die Rechnung betrachtet hatte: „Naja, rechnen konntest du ja schon immer gut.“ Worauf er antwortete „Das war nicht ich, das war der Nicko“.

Als wir später in den 1990 Jahren in der Kirche den Fußboden entfernten, um die renovierte Orgel draufzustellen, fand ich ein Zweiqroschenstück von dieser Zeit mit dem Kruckenkreuz darauf.

Quelle: Michael Pschaiden