1933 - Duell zweier Tierärzte in Zurnorf

von Werner

 

Am 1. März 1933 starb der Alte Herr der Wiener Burschenschaft Teutonia Dr. Wilhelm Tauscher. Doch statt eines sonst üblichen Nachrufs heißt es in den Teutonen-Mitteilungen (Heft 55, Wonnemond (Mai) 1933) lediglich: „Der Nachruf für unseren verstorbenen Farbenbruder wird in der nächsten Folge der Mitteilungen erscheinen, wenn das gerichtliche Nachspiel seines tragischen Todes beendet ist.“

Tatsächlich dauerte es bis März 1935, ehe in den „Teutonen-Mitteilungen“ ein Nachruf erschien. Nun erst erfährt man die genaueren Umstände, unter denen Dr. Tauscher ums Leben kam.

Tauscher, seit 1911 Mitglied der B! Teutonia, ließ sich 1924 in Zurndorf im Burgenland als Tierarzt nieder. Seit 1926 war er verheiratet und hatte zwei Kinder. Beruflich schien alles bestens zu laufen, bis sich 1932 ein zweiter Tierarzt in Zurndorf niederließ, der dann von der Gemeindeverwaltung auch noch die Vieh- und Fleischbeschau übertragen bekam, wodurch die finanzielle Sicherheit von Dr. Tauscher ernstlich bedroht schien. Es war dies der Wiener Germane Dr. Mähling. „Als Dr. Mähling dann [...] bei Dr. Tauscher erschien, behandelte ihn dieser begreiflicherweise nicht sehr zuvorkommend, so daß sowohl er, als auch alle andern Bundesbrüder, die davon erfuhren, erwarteten, daß es zu einer, den akademischen Bräuchen entsprechenden Austragung kommen werde.“

Dr. Mähling dachte allerdings nicht daran, Genugtuung zu fordern. Als Mähling auch weiterhin nicht reagierte, wandte sich Dr. Tauscher an die B! Germania, die ihren Alten Herrn Mähling dazu veranlasste, den Teutonen zu fordern. „Schon im Dezember 1932 sollte die Sache mit den Waffen ausgetragen werden. Es waren leichte Bedingungen, 8er Klingen, Kettelhandschuh, Puls- und Unterarmschutz, Halsschutz und Bauchschutz vereinbart worden.“

Doch der Herausforderer Mähling erschien nicht. Erst am 25. Februar 1933 kam es schließlich zur Contrahage auf dem Turoldenfechtboden in der Bäckerstraße. Tauscher, in seiner Aktivenzeit wohl ein hervorragender Fechter, der 21 Mal mit großem Erfolg auf Mensur gestanden war, hatte sich, im Gegensatz zu seinem Gegner, nicht eingefochten, was ihm schließlich zum Verhängnis werden sollte. „Im 37sten Gang ereignete sich das Unglück. Dr. Tauscher ging seinen Gegner heftig an, beide schlugen zur gleichen Zeit eine Doppelterz. Die ersten Hiebe gingen auf die Klingen. Während Dr. Tauscher zur zweiten Terz aufzog und mit dem Arm und der Klinge in der Höhe war, traf ihn sein Gegner, der rascher war, unpariert auf die Brust.“ Der Hieb durchschlug die 4., 5. und 6. Rippe sowie die rechte Brustschlagader und verletzte die Lunge. Tauscher wurde ins Spital gebracht, wo es zunächst den Anschein hatte, als könne er durchkommen. Schließlich jedoch erlag Dr. Tauscher am 1. März 1933 seinen schweren Verletzungen.

Dr. Mähling, der am 12. Januar 1934 wegen „Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens“ zu drei Monaten Arrest auf Bewährung verurteilt wurde, musste schließlich die B! Germania verlassen.

Mag. Wolfgang Zaunbauer, Kürnberg Wien

Quelle: Österreichischer Verein für Studentengeschichte